Ausgebrannt, erschöpft und gestresst: Die Symptome eines Burnouts

Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen berufsbedingten Erschöpfungszustand. Obwohl in Deutschland das „Burnout“ nicht als eigenständige Diagnose in den Handbüchern der Ärzte auftaucht, ist die Erkrankung Realität. Jeder fünfte Deutsche fühlt sich ausgebrannt, klagt über zu hohe Arbeitsbelastung und gehört damit zur Burnout-Risikogruppe (Stressreport Deutschland, 2012). Auf Fachchinesisch wird oft die umständliche Diagnose Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung mit der Unterkategorie Erschöpfungssyndrom gestellt. Erfahren Sie in diesem Artikel, was Burnout konkret bedeutet, ob Sie selbst oder eine Ihnen nahestehende Person gefährdet sind und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen.

Ist es Stress? Oder ein Anzeichen von Burnout?

In unserer hektischen Welt gehört Stress zum guten Ton in der Arbeitswelt. Wer heute nicht gestresst ist, scheint seine Arbeit wohl nicht ernst zu nehmen. Aber es ist deutlich zu unterscheiden zwischen kurzfristigem Stress, der es uns erst ermöglicht, Höchstleistungen zu erbringen, und chronischem Stress, der uns auf Dauer lähmt. Bei Burnout-Betroffenen ist eine Erschöpfung der Dauerzustand. Trotzdem ist Stress nur ein Faktor bei der Entstehung eines Burnout-Syndroms. Nicht jeder, der unter Stress im Beruf leidet, entwickelt zwangsläufig ein Burnout-Syndrom. Die Übersicht zeigt die vielschichtigen Faktoren, die zur Ausbildung eines Burnouts beitragen können (angelehnt an Burisch, 2014). Unter anderem sind folgende Aspekte relevant:

  • Enttäuschte Rollenerwartungen im Beruf
  • Unerfüllte Bedürfnisse, z.B. nach Anerkennung
  • Mangel an Kontrolle
  • Hilflosigkeit
  • Ungünstige Arbeitsumgebung, z.B. Einseitigkeit, keine konkreten Ziele
  • Fehlende Kollegialität
  • Persönlichkeitsfaktoren wie z.B. überhöhter Ehrgeiz

Warnsignale Burnout

Wir alle können uns an einen Moment in unserem Leben erinnern, in dem wir einfach nur erschöpft, unfähig zu handeln, ausgelaugt und geschafft waren. Meist reichen unsere Bewältigungsmechanismen aus, um diesem Zustand zu entkommen. Bei einem akuten Burnout sind die eigenen Ressourcen jedoch der Bezeichnung entsprechend verbrannt. Der völlige Zusammenbruch ist meist der unerwünschte Höhepunkt des Burnouts. Ihm gehen einige Warnsignale voraus, die von Person zu Person unterschiedlich sein können. Erhöhte Aufmerksamkeit ist unter anderem bei folgenden Symptomen geboten, die sich vor allem in der Frühphase eines Burnouts zeigen:

Energiemangel, Unausgeschlafenheit, Widerwillen, Überdruss, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Verlust von Produktivität und Kreativität

Nicht abschalten können, das Gefühl, nie Zeit zu haben, Hyperaktivität und die Verleugnung eigener Bedürfnisse, extreme Fokussierung auf die Arbeit, Schlafstörungen, Gewichtsverlust

Der völlige Zusammenbruch passiert demnach nicht von jetzt auf gleich. Es liegt ein schleichender Prozess vor, bei dem es gilt, in sich hinein zu horchen und seine eigenen Gefühle und Verhaltensweisen aufmerksam zu beobachten.

Vielschichtige Burnout Symptome

Ist der Teufelskreis des Burnouts begonnen, kommen komplexe Gefühle und Verhaltensweisen hinzu, die charakteristisch für die Erkrankung sind. Bei den hier beschriebenen Symptomen handelt es sich jedoch nur um einen Ausschnitt, denn ein Burnout kann sich höchst unterschiedlich ausgestalten. Auf der Gefühlsebene ist ein Burnout oft gekennzeichnet durch:

  • Pessimismus
  • Schuldgefühle
  • Bitterkeit
  • Unbestimmte Ängste
  • Nervosität

Die Stimmung kann von einem Moment auf den anderen umschlagen. Oft bestehen aber auch eine innere Leere und Gleichgültigkeit. Auch die Angehörigen bemerken die Veränderungen und leiden darunter. So kann zum Beispiel eine erhöhte Reizbarkeit der Betroffenen zu Streitigkeiten und Konflikten innerhalb des sozialen Umfelds führen. Dies führt dazu, dass der so dringend benötigte soziale Rückhalt für die Burnout-Patienten wegfällt.

Einschränkungen im Beruf und Alltag

Schreitet das Burnout-Syndrom voran, kommt es zu häufigen Fehlzeiten auf der Arbeit und verspätetem Arbeitsbeginn. Dies verschärft die Situation mit den Kollegen oder dem Arbeitgeber häufig noch. Die berufliche Situation spitzt sich mitunter so zu, dass ein Verlust der Arbeitsstelle droht. Im Alltag werden Hobbys, die sonst Freude bereitet haben, aufgegeben und soziale Kontakte vermieden.

Eventuell tritt ein erhöhter Konsum von Suchtmitteln wie Kaffee, Tabak oder Alkohol ein. Am Ende des Teufelskreises kann es zu einem Zusammenbruch kommen. Die betroffene Person ist dann nicht mehr handlungsfähig und braucht unmittelbar Hilfe. Doch der „Break-Down“ ist nicht zwangsläufig die Folge eines Burnouts. Bis er eintritt vergeht oft eine Weile und es können viele Stellschrauben verändert werden, um ihn zu verhindern.

Auch der Körper reagiert

Auch auf körperlicher Ebene kann es zu Beeinträchtigungen kommen. Als Beispiele seien eine Schwächung des Immunsystems, erhöhter Blutdruck, Verspannungen, Verdauungsstörungen, Engegefühl in der Brust und Atembeschwerden genannt (Burisch, 2014). Bei manchen Betroffenen stehen diese körperlichen Symptome im Vordergrund, sodass zunächst ergebnislos nach einer körperlichen Grunderkrankung gesucht wird, bevor das Burnout erkannt wird (Wittchen & Hoyer, 2006).

Im Dschungel der Diagnosen: Burnout-Syndrom

Wichtig ist, dass das Burnout-Syndrom per Definition im Arbeitskontext entsteht. Diese Feststellung grenzt den Burnout auch von einer Depression ab, die alle Lebensbereiche betrifft (Senger, 2018). Es existieren aber dennoch Überlappungen zwischen den beiden Erkrankungen. Wie genau eine Depression erkannt wird, erfahren Sie hier. Eine Diagnose kann nur der Facharzt bzw. Psychotherapeut stellen. Es sei aber anzumerken, dass beim Thema Burnout nicht zu eng gedacht werden darf. Denn auch Schüler oder Studierende können an einem Burnout erkranken. Als gefährdet gelten auch Ehrenamtler und Personen, die Angehörige pflegen (Burisch, 2014).

Hilfe finden

Die Diagnose Burnout ist Realität, daher haben sich in den letzten Jahrzehnten viele Therapieansätze entwickelt. Vom Stress- oder Selbstmanagementtraining, Entspannungsverfahren wie Achtsamkeit, Strategien in der Organisationsentwicklung hin zu speziell auf den Arbeitskontext angepasste Psychotherapie: Die Behandlungsmöglichkeiten erweitern sich stetig. Die Warnsignale und Anzeichen für einen Burnout sollten daher ernst genommen werden, bevor es zu einem Zusammenbruch kommt. Wenn Sie beim Lesen des Artikels merken, dass Sie schon mit einem Fuß in der Stressfalle hängen, dann heißt es jetzt: Keine Panik! Nicht weiter zappeln, sondern Ruhe bewahren.

Der wichtigste Schritt ist getan: Sie haben bemerkt, dass der Stress zu groß wird. Besinnen Sie sich auf das, was Ihnen gut tut und auf Dinge, die Sie sonst in stressreichen Zeiten über Wasser gehalten haben. Überlegen Sie, wie Sie der Stressfalle Schritt für Schritt entkommen können und vertrauen Sie dabei auf Ihre innere Stärke.

Nachträgliche Anmerkung (23.07.2019): Burnout wurde im Mai 2019 erstmals als Krankheit von der WHO anerkannt. Im Januar 2022 soll die neue Klassifikationsliste ICD-11 in Kraft treten. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass Burnout lediglich im beruflichen Kontext und nicht in privaten Lebensbereichen verwendet werden soll. Eine langanhaltende Debatte um das vieldiskutierte Thema Burnout ist damit beendet.

Quellenangaben

(1) Burisch, M. (2014). Das burnout-syndrom. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

(2) Lohmann-Haislah, A. (2012). Stressreport Deutschland 2012: Psychische Anforderungen, Ressourcen und Befinden. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

(3) Senger, K. (2018). Burnout 2.0. PiD-Psychotherapie im Dialog, 19(03), 13-14.

(4) Wittchen, H.-U. & Hoyer, J. (2006). Klinische Psychologie & Psychotherapie. Berlin-Heidelberg: Springer.

(5) ZEIT ONLINE, AFP, dpa, ale (2019) https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-05/gesundheit-burnout-who-krankheiten-transgender Zugriff am: 23.07.2019

Kategorien: Burnout

Friederike Reuver
Autor:in Friederike Reuver
"Die LIMES Schlosskliniken haben sich auf die Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen spezialisiert. Mit Hilfe des Blogs möchten wir als Klinikgruppe die verschiedenen psychischen Erkrankungen näher beleuchten und verschiedene Therapien sowie aktuelle Themen vorstellen."

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