Therapieansatz: Akzeptanz- und Commitmenttherapie

In der Welt der Psychotherapie gibt es verschiedene Ansätze, die darauf abzielen, Menschen dabei zu unterstützen mit psychischen Herausforderungen umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen. Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) ist dabei ein relativ neues Therapiekonzept, das in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen hat und bei vielfältigen Störungsbildern eingesetzt werden kann.

Die ACT unter der Lupe

Bei der  Akzeptanz- und Commitmenttherapie handelt es sich um eine Form der Verhaltenstherapie. Sie wurde in den 1980er Jahren entwickelt und basiert auf der Idee, dass menschliches Leiden oft durch den Widerstand gegen unvermeidliche innere Erfahrungen verursacht wird, wie zum Beispiel negative Emotionen. Der Kerngedanke der ACT ist die Förderung von psychologischer Flexibilität, die es den Menschen ermöglicht, auf eine bewusste und werteorientierte Weise auf Herausforderungen zu reagieren. Der Fokus liegt darauf, nicht gegen negative Gedanken und Gefühle anzukämpfen oder sie zu vermeiden, sondern sie bewusst zu akzeptieren.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten Im Hinblick auf andere Ansätze

Grundlegend hebt sich die ACT durch die Betonung von Akzeptanz und Offenheit gegenüber unangenehmen Erfahrungen ab. Viele Ansätze fokussieren primär eine Reduktion der Symptome sowie der negativen Gedanken und Gefühle. Darüber hinaus besitzt die ACT jedoch eine Vielzahl an Überschneidungen mit anderen Therapieformen, welche zur Vielseitigkeit und Effektivität beitragen, indem bewährte Konzepte aus verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen integriert werden.

Eine bedeutende Verbindung besteht selbstverständlich zum Leitverfahren der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT). In beiden Ansätzen steht die Identifikation und Anpassung dysfunktionaler Denkmuster im Vordergrund. Sowohl ACT als auch KVT legen Wert auf die Entwicklung von Fertigkeiten zur Bewältigung von Stressoren und schwierigen Situationen.

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie knüpft ebenfalls an die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) an. Beide Verfahren betonen Achtsamkeit als Schlüsselkomponente zur Bewältigung von emotionalen Herausforderungen. Dabei helfen sie Patienten aufmerksam mit ihren Gedanken und Gefühlen umzugehen, um eine gesunde emotionale Regulation zu erreichen.

Achtsamkeit ist auch eine Gemeinsamkeit mit dem Ansatz der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR). In beiden Konzepten wird Achtsamkeit genutzt, um Menschen dabei zu unterstützen im gegenwärtigen Moment präsent zu sein und ihre inneren Erfahrungen ohne Vorurteile wahrzunehmen.

Ein weiterer Berührungspunkt besteht zur existenziellen Therapie. ACT und existenzielle Ansätze betonen die Akzeptanz der Unsicherheit und Ambivalenz des menschlichen Daseins. Beide ermutigen dazu, sich mit grundlegenden Fragen nach Sinn, Werten und Bedeutung auseinanderzusetzen.

Schließlich teilt die Akzeptanz- und Commitmenttherapie Aspekte mit der narrativen Therapie. In der ACT werden individuelle Lebensgeschichten erforscht und möglicherweise umgeschrieben, um eine gesündere Denkweise und Verhaltensweisen zu fördern. Ähnlich wie in der narrativen Therapie geht es darum, belastende Geschichten neu zu interpretieren.

Sechs Kernprozesse der ACT

Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie umfasst sechs Kernprozesse, die darauf abzielen, psychologische Flexibilität zu fördern:

Akzeptanz: Der Prozess der Akzeptanz beinhaltet die Bereitschaft, unangenehme innere Erfahrungen wie negative Gedanken, Emotionen oder körperliche Empfindungen anzunehmen und sie nicht zu bekämpfen oder zu vermeiden. Anstatt gegen diese unvermeidlichen Erfahrungen anzugehen, lernen die Patienten sie bewusst zu akzeptieren und zu erlauben, dass sie da sind, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.

Defusion: Defusion bedeutet sich von seinen Gedanken zu distanzieren und sie nicht mit der eigenen Identität zu verwechseln. Oft neigen Menschen dazu, sich mit ihren negativen Gedanken zu identifizieren und sie als absolute Wahrheit zu betrachten. In der ACT wird erlernt, dass Gedanken nur vorübergehende mentale Ereignisse sind und keine direkten Handlungsaufforderungen darstellen.

Gegenwärtiger Moment: Die Achtsamkeitspraxis ist ein zentraler Bestandteil der ACT. Der gegenwärtige Moment ist der einzige Moment, der direkt beeinflusst werden kann. Indem die Patienten üben im Hier und Jetzt präsent zu sein, können sie sich weniger von Sorgen um die Zukunft oder Gedanken an die Vergangenheit ablenken lassen.

Selbst als Kontext: Dieser Prozess beinhaltet die Anerkennung eines größeren Selbst, welches die eignen Erfahrungen beobachtet. Es soll von Erlebnissen und Gedanken nicht direkt beeinflusst werden und in der Lage sein, Distanz zu mentalen Vorgängen zu schaffen.

Werte: Die Identifikation und Klarheit der persönlichen Werte ist ein wichtiger Bestandteil der ACT und dient als Leitfaden für jedes Handeln. Die Patienten werden ermutigt ihre Werte zu erkennen und Entscheidungen zu treffen, die mit diesen im Einklang stehen, um ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen.

Engagiertes Handeln: Der letzte Prozess der ACT bezieht sich auf das engagierte Handeln, das daraus besteht, bewusst Schritte zu unternehmen, um die eigenen Werte zu leben und die gewünschten Veränderungen umzusetzen. Es geht darum, Umbrüche nicht als Ergebnis der Beseitigung negativer Gedanken und Emotionen zu sehen, sondern als Resultat von bewussten Taten in Übereinstimmung mit den eigenen Grundsätzen.

Wer profitiert von dem Verfahren?

Die ACT ist für eine breite Zielgruppe geeignet und kann bei verschiedenen psychischen Herausforderungen hilfreich sein. Sie wurde ursprünglich für Menschen mit Angststörungen und Depressionen entwickelt, hat sich aber seitdem als wirksam bei einer Vielzahl von weiteren emotionalen Schwierigkeiten erwiesen:

  • Stressbewältigung: ACT lehrt Menschen sich bewusst zu werden, wie sie mit sich selbst sprechen. Dies kann helfen, selbstkritische oder destruktive Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern sowie die Resilienz fördern.
  • Chronische Schmerzen: ACT hat sich als wirksam bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen erwiesen, da es ihnen hilft, die Schmerzen zu akzeptieren und dennoch ihr Leben sinnvoll zu gestalten.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): ACT kann Menschen mit PTBS dabei helfen traumatische Erfahrungen zu akzeptieren und ihre Aufmerksamkeit auf eine werteorientierte Bewältigung zu lenken.
  • Essstörungen: ACT kann bei der Behandlung von Essstörungen, wie z.B. der Binge-Eating-Störung, wirksam sein, indem es den Betroffenen hilft sich von negativen Gedanken zu entkoppeln und sich auf ihre Werte und Ziele zu konzentrieren.
  • Suchterkrankungen: ACT kann als ergänzender Ansatz bei der Behandlung von Suchterkrankungen eingesetzt werden, um den Betroffenen zu ermöglichen eine Distanz zu ihren destruktiven Gewohnheiten herzustellen und bewusstere Entscheidungen zu treffen.
  • Lebenskrisen und Veränderungen: ACT kann Menschen in Phasen von beruflichen Herausforderungen, Trennungen oder Konflikten helfen verschiedene Handlungsoptionen zu erkennen und bewusst zu wählen, wie sie reagieren möchten um alte Muster zu durchbrechen und neue, gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln.

Es ist wichtig zu beachten, dass ACT nicht für jeden Menschen die beste Therapieoption ist. Die Wirksamkeit hängt von der individuellen Anpassungsfähigkeit und der Bereitschaft ab, sich auf die Prinzipien der Therapieform einzulassen. Eine gründliche Evaluierung und Abstimmung mit einem qualifizierten Therapeuten kann dabei helfen herauszufinden, ob ACT für die eigene Person und die individuellen Herausforderungen geeignet ist.

Quellenangaben
  • Ackermann, Klaus et al.: ACT in Klinik und Tagesklinik: Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie in multiprofessionellen Teams. Stuttgart, 2021.
  • Gloster, Andrew T. et al.: Arbeiten mit der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT). Bern, 2015.
  • Hayes, Steven C. et al.: Akzeptanz- & Commitment-Therapie: Achtsamkeitsbasierte Veränderungen in Theorie und Praxis. Paderborn, 2014.

Kategorien: Trauma

Christiane von Falkenhayn
Leitende Psychologin, Approbierte psychologische Psychotherapeutin Christiane von Falkenhayn
Dipl.-Psych. Christiane von Falkenhayn ist eine versierte leitende Psychologin und approbierte psychologische Psychotherapeutin, die sich durch ein tiefgehendes Verständnis verschiedener psychotherapeutischer Ansätze auszeichnet. Ihre Expertise umfasst spezialisierte Techniken in Verhaltenstherapie, Systemischer Therapie, Dialektisch Behavioraler Therapie und Traumatherapie. Durch ihr Studium der Psychologie an der Universität Trier und kontinuierliche Weiterbildungen erlangte sie umfassende Kenntnisse, die sie in ihrer Rolle als Leitende Psychologin in der LIMES Schlosskliniken AG täglich anwendet. Besonders geschätzt ist Christiane von Falkenhayn für ihre Empathie, mit der sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der persönlichen Entwicklung schafft.

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