von Dr. Gerhard Hofweber
Die Beiträge zur Philosophie der psychischen Gesundheit reflektieren unser Gefühlsleben, seine Störungen und seine Ordnung aus einer philosophischen Perspektive heraus. Die philosophische Betrachtung eröffnet neue Blickwinkel, lädt uns ein, bekannte Dinge neu zu betrachten und somit uns und die Welt neu kennen zu lernen.
Sie kann einen therapeutischen Prozess nicht ersetzen, aber sehr wohl unterstützen und damit sehr hilfreich für Ihren individuellen Erkenntnis- und Genesungsprozess sein.
Die Abwesenheit der anderen Person als Hemmung und der Kampf um die Glaubenssätze
Der Gedanke der intellektuellen Hemmung
Ohne eine Versöhnung mit der Vergangenheit ist ein erfülltes Leben nicht möglich. Versöhnung bedeutet aber, sich in wissende Übereinstimmung mit der Wahrheit zu bringen. Dies ist die Basis aller Gedanken zur Versöhnung mit der Vergangenheit. Da dies nicht leicht ist, entwickeln wir selbst Gegenmaßnahmen und Gegenkräfte, durch welche wir die Versöhnung selbst verhindern und genau diese müssen überwunden werden. Denn wenn es uns gelingt, die Kraft, welche wir in der Hemmung gegen die Versöhnung aufbringen in eine Kraft zu transformieren, welche wir für die Versöhnung aufbringen, sind wir dem Ziel ganz nahe – näher, als man oftmals glauben möchte.
Sämtliche Hemmungen sind emotional stark aufgeladen, aber manche haben ihren Grund eher in unserem Denken. Dies ist dann der Fall, wenn wir intellektuelle Gründe finden, warum wir die Versöhnung zwar wünschen, aber aufgrund der Umstände schlechthin nicht vollziehen können. Wir können einfach nicht erkennen, wie aufgrund der Umstände hier die Versöhnung möglich sein könnte. Ich nenne dies die intellektuelle Hemmung. Auch wenn diese mit starken Gefühlen verbunden sein mag, so gründet sie doch in unserem Denken. Wenn wir dann einsehen können, dass dieses Denken nicht der Wahrheit entspricht und dass es eine mögliche tiefere Erkenntnis gibt, sind wir in der Lage, die intellektuelle Hemmung zu überwinden. Dann sind wir bereit für die Versöhnung.
Es ist dabei noch wichtig zu sehen, dass jede Hemmung immer einen emotionalen und einen intellektuellen Aspekt hat. Manchmal aber überwiegt der eine Aspekt und der andere kommt nur begleitend dazu. Dies ist vergleichbar mit der Form von psychischen Erkrankungen. Eine kognitive Störung ist von einer affektiven Störung zu unterscheiden. Dennoch enthalten beide Störungen auch einen Anteil von der anderen in sich.
Ganz trennbar sind sie nicht. Unterscheidbar sind sie aber schon. Dementsprechend ist auch der Weg der Auflösung der Störung unterschieden.
Im Folgenden möchte ich zwei intellektuelle Hemmungen und deren Auflösung beschreiben. Beide sind sehr weit verbreitet und kommen bei der Betrachtung der Vergangenheit oft vor. Um so wichtiger ist es, sie richtig zu verstehen, um unsere Kraft für die Heilung in die richtige Richtung lenken zu können.
Die erste Hemmung besteht darin, dass die betreffende Person, mit welcher ich mich versöhnen möchte, nicht zur Verfügung steht.
Dies kann verschiedene Gründe haben. Stehe ich nun in der Konstellation zu der Person, dass sie über mir steht, so stehe ich im Verhältnis der Generation oder der Generationen über mir: meinen Eltern, Großeltern etc. Da diese älter oder sogar deutlich älter als ich sind, kann es gut sein, dass die betreffende Person, mit welcher ich mich versöhnen möchte, schon verstorben ist. Das bedeutet, dass der Kontakt nicht nur temporär, sondern prinzipiell nicht mehr möglich ist. Daraus entsteht dann leicht der Gedanke:
‚Wieso sollte ich mich noch damit beschäftigen: Er ist tot. Daran kann ich nichts ändern.’
Es kann aber auch sein, dass die ältere Person geistig nicht mehr dazu in der Lage ist, sich vernünftig zu unterhalten. Vielleicht ist sie dement oder geistig verwirrt. Dann steht sie zwar physisch noch zur Verfügung, psychisch-geistig aber nicht mehr. Dies kann für die Kinder sehr schmerzhaft sein, insbesondere dann, wenn es ein starkes Bedürfnis nach Aussprache gibt.
Wie soll also die Versöhnung gelingen, wenn die relevante Person nicht mehr ansprechbar ist?
Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass die betreffende Person zwar noch vorhanden und im Besitz all ihrer geistigen Kräfte ist, aber den Kontakt verweigert und selbst keineswegs zum Gespräch bereit ist. Vielleicht bin ich mit einer guten Intention auf die entsprechende Person zugegangen, vielleicht sogar bereit, ihr zu vergeben, aber die Person weist mich ab.
Der Kontakt kommt gar nicht zustande. Dies ist eine sehr schwierige und belastende Situation. Besonders schlimm ist dies für Kinder, deren Eltern oder Elternteil sich von ihnen abgewandt hat.
In anderen Fällen mag man unsicher sein, ob es sinnvoll wäre, sich mit der entsprechenden Person zu konfrontieren. Bei Expartnern ist dies öfter der Fall. Soll ich die Wunden wirklich noch einmal aufwühlen und den Kontakt suchen? Oder ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen? Nun, diese Frage lässt sich eindeutig beantworten. Das hängt davon ab, ob es für mich mit dieser Person noch etwas zu klären gibt, was nach Versöhnung verlangt. Was aber tue ich, wenn der Partner sich als uneinsichtig zeigt oder den Dialog ablehnt? Dann habe ich mich geöffnet und bin schon wieder so verletzt wie damals. Die Wunde reißt wieder auf und ich fühle mich genauso verletzt und hilflos wie zu der Zeit der Trennung. Aber ich kann den anderen doch nicht zwingen, sich der Auseinandersetzung und dem Dialog zu stellen. Was soll ich also tun, wenn er sich verweigert?
Besonders quälend ist diese Frage, wenn ich selbst der Überzeugung bin, dass der andere eigentlich noch etwas an mir gut zu machen hätte. Vielleicht hat er mich betrogen und das nie zugegeben, mit mir gespielt, mich vorsätzlich ausgenützt, mich nur benutzt. Wenn dem so war oder der Verdacht vorhanden ist, entsteht der dringende Wunsch, dass er dies ein- gesteht, vielleicht sogar sich entschuldigt. Was aber, wen er sich nicht nur uneinsichtig zeigt, sondern das alte Muster an mir wiederholt? Wie soll dann die Versöhnung, die gut gemeint sein mag, möglich sein?
Grundsätzlich stellt sich also die Frage: Wie sollte ich mich mit einer Person versöhnen können, zu der kein Kontakt besteht?
Auch wenn die Frage vollkommen aussichtslos erscheint, so gibt es darauf doch erstaunlicherweise eine Antwort. Und diese Antwort ist sehr einfach:
Es bedarf für die Versöhnung mit der Vergangenheit nicht den Kontakt zu der betreffenden Person!
Die Vorstellung, dass dieser bestehen müsste, so einleuchtend dies auf den ersten Blick auch scheinen mag, ist in Wahrheit der Ausdruck einer Hemmung. Ich möchte dies an nur einem Beispiel erläutern, was auch eine starke empirische Validität hat, weil es einfach oft vorkommt und von den betroffenen Personen auch oft so erlebt wird. Die Rede ist von der Versöhnung mit den verstorbenen Eltern. Wenn es nämlich zu Lebzeiten ungelöste Probleme gab, so gelingt es nur in den seltensten Fällen, dass diese im Sterbeprozess noch gelöst werden können. Zwar gibt es bis zuletzt die Hoffnung, dass dies geschehen möge und natürlich ist es eine schöne und romantische Vorstellung, wenn es am Sterbebett zu der lang ersehnten Aussprache kommt, auf die man solange gewartet hat, dass es zur Einsicht, den Tränen und der Versöhnung kommt. Aber dies gelingt in den aller seltensten Fällen. Die meisten alten Menschen sterben allein und bleiben in derselben Hilflosigkeit und Verbitterung, in der sie den Großteil ihres Lebens waren und den Kindern geht es nicht anders.
Man muss sich auch darüber bewusst sein, dass eine solche Aussprache, welche jahre- oder jahrzehntelang nicht gelungen ist, nur dann möglich wäre, wenn sich bei der betreffenden Person eine Entwicklung eingestellt hätte.
Eine solche wäre beispielsweise durch einen therapeutischen Prozess möglich. In der Regel geschieht dies aber nicht, weil oftmals genau die Leute, welche eine Therapie am dringendsten nötig hätten, selbst der Ansicht sind, dass sie vollkommen gesund seien und nur die Umstände oder die Menschen um sie herum schwierig seien.
Die Eltern sterben also und die Versöhnung ist ausgeblieben. Bedeutet dies nun, dass für die Kinder das Thema erledigt ist? Machen sie sich keine Gedanken mehr über die Eltern und über das, was vorgefallen ist, über das, was nicht gelungen ist? Selbstverständlich nicht! Das Thema beschäftigt die Kinder weiter, ob die Eltern nun gestorben sind oder nicht. Für die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und mit den Eltern spielt es gar keine Rolle, ob diese noch leben oder nicht. Ja, manchmal setzt der Tod der Eltern bei den Kindern sogar erst die Kraft frei, sich mit der Thematik zu beschäftigen. In den systemischen Aufstellungen erleben wir dies ein um das andere mal. Die Toten sind nicht nur nicht weg, sondern immer noch im System aktiv. Das hat auch eine tiefe religiös-philosophische Bedeutung, die ich bei anderer Gelegenheit näher beleuchten möchte.
Die Auseinandersetzung mit der abwesenden Person findet also weiterhin statt, auch wenn diese bereist verstorben ist und es macht für jene schlicht keinen Unterschied. Das Thema bleibt virulent, aber die Hoffnung auf die Versöhnung scheint verloren.
Genau hier liegt aber der Denkfehler. Denn wir fassen die Versöhnung falsch auf, wenn wir meinen, sie müsste in Übereinstimmung mit der betreffenden Person stattfinden.
Sich mit jemandem zu versöhnen, seinen Frieden mit ihm zu machen, ist keine Frage der unmittelbaren Konfrontation oder gar der Einigkeit, die man sich so sehr wünscht, sondern eine Frage meiner Haltung zu ihm!
Jederzeit kann ich zu der Person in Dialog treten, an sie denken, mich mit ihr beschäftigen, auch wenn sie gar nicht anwesend ist. Meinen Frieden mit ihr und damit die Versöhnung mit der Vergangenheit finde ich dann, wenn ich das richtige Verhältnis zu der entsprechenden Person finde. Dann erst ist es mir möglich, meine Wut, Trauer, Verzweiflung – nachdem ich sie für mich noch einmal durchlebt habe – hinter mir zu lassen und frei zu werden für die Gegenwart.
Dies drückt sich auch in der Formulierung aus, dass ich mich mit der Person versöhne. Ich mache meinen Frieden mit der Person. Dabei muss das Geschehene nicht mit der Person besprochen werden. Oftmals ist es sogar besser, dass dies nicht geschieht. Es ist vollkommen ausreichend, dass ich für mich zu der Person und der damit verbundenen Vergangenheit ins richtige Verhältnis komme. Wie sich dies genauer vollzieht und welche Besonderheiten die verschiedenen Formen der Versöhnung mit der Vergangenheit beinhalten, werde ich in den folgenden Beiträgen zur Philosophie der psychischen Gesundheit versuchen aufzuzeigen.
An unserer Stelle ist es nur entscheidend, zu begreifen, dass die Vorstellung, man könne sich mit einer Person nur im Austausch mit dieser versöhnen, falsch ist. Die falsche Vorstellung und ihre Auflösung stellen aber primär ein intellektuelles Problem dar und kein emotionales.
Es gibt noch einen anderen, sehr spannenden Punkt, an welchem man die Idee der intellektuellen Hemmung sehr gut verdeutlichen kann. Ich nenne diesen den Kampf um die Glaubenssätze. Hier können wir sehr schön sehen, dass nicht nur im Lebenskonzept der Gesunden, sondern auch der Erkrankten eine immanente Logik liegt, welche erst einmal zu respektieren ist. Für die Heilung der psychischen Krankheit ist es deshalb notwendig, die verborgenen Glaubenssätze der Person zu erkennen und sie bei der Erkenntnis zu unterstützen, dass diese falsch sind.
Wir können uns dies wie folgt vorstellen: Jeder Mensch hat ein Lebenskonzept. Ob ihm dieses Konzept bewusst ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, denn es ist vorhanden. Dieses Konzept besteht nun aus einer ganzen Reihe von Sätzen (ob sie bewusst sind oder nicht) und es lässt sich prinzipiell auch in Sätzen ausdrücken. Dazu zählen beispielsweise Sätze wie:
‚Schau lieber nach vorne als zurück!‘, ‚Trau niemanden über 30!‘,Manchmal gewinnen die einen, manchmal verlieren die anderen.’, Wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.’, Jeder ist sich selbst der Nächste.’, Der Spatz in der Hand ist besser, als die Taube auf dem Dach’.
All diese Sätze bilden zusammen das jeweils eigene Lebenskonzept. Die Sätze sind allgemein und gelten damit grundsätzlich. Die Verknüpfung der Sätze dagegen ist individuell und somit bei jedem anders. Aber eben weil die Sätze allgemeine Aussagen sind, ergibt sich daraus ein grundsätzliches Muster, in welchem sich das Individuum bewegt. Dieses Muster ergibt sich aus der Anordnung der Sätze zueinander. Denn die Sätze bilden nicht dadurch ein Lebenskonzept, dass sie alle auf der selben Ebene liegen, sondern dadurch, dass sie ein organisches System abbilden.
Dieses System können wir uns wie einen Laubbaum vorstellen. Die äußersten Sätze sind wie die Blätter des Baumes. Danach folgen die feinen Verästelungen, welche in immer stärkere Äste übergehen. Diese sind mit dem einen Stamm verbunden und dieser wiederum mit den Wurzeln. Die Wurzeln bilden so zu sagen das Fundament des Baumes. Das Fundament rägt den Baum, mitsamt seinem Stamm und seinen Verästelungen und Blättern. Sie bilden die Grundlage.
Genau dasselbe gilt für unser Lebenskonzept. Alle Sätze sind in einem organischen System angeordnet. Die Blätter entsprechen Sätzen, welche wechseln und nicht so wichtig sind. Je dicker der Ast wird, um so wichtiger ist auch der Satz welcher diesen symbolisiert, bis hin zum Stamm und den Wurzeln. Die Grundsätze in unserem Lebenskonzept sind gleichsam die Wurzeln des Baums. Alles andere hängt davon ab. Alle anderen Sätze sind Ableitungen aus den Grundsätzen. Für uns gelten die anderen Sätze nur, weil die Grundsätze gelten.
Die Glaubenssätze in unserem Lebenskonzept haben nun den Charakter von Grundsätzen. Dies bedeutet, dass unser ganzes Lebenskonzept von diesen abhängt. Alles was wir tun, alles was wir fühlen, alles wir ausdrücken können, hängt von diesen Grundsätzen ab. Sie sind gleichsam die Brille, durch welche wir uns und die Welt sehen.
Auch unser Lebenskonzept entfaltet sich wie der Baum in unserem Bild. Die Grundsätze bilden die Wurzeln, der Stamm unsere festen Überzeugungen und die Äste einzelne Ausläufer unseres Lebens. Die Blätter sind dann unsere tägliche Erlebnisse und Routinen, welche durch unsere Arbeit und unser soziales Leben bestimmt sind.
In unserem bewussten Erleben sind wir auf der Ebene der Blätter. Aber diese haben für sich selbst gar keinen Bestand, sondern sie sind auf ihre Verbindung bis hin zu den Wurzeln abhängig. Im Winter sterben die Blätter ab und im Frühjahr bilden sie sich neu. Sterben aber die Wurzeln ab, so stirbt mit ihnen der ganze Baum. Die Bedeutung der Wurzeln ist also existentiell.
Nun muss man sich folgendes klar machen: Wenn ich psychisch erkrankt bin, so hängt dies mit meinen Wurzeln zusammen. Anders ausgedrückt: Auf der Ebene der Grundsätze habe ich falsche Annahmen. Solche Annahmen können sein: ‚Du bist nichts wert!, ‚Das schaffst Du eh nicht!‘ und andere.
All dies sind Glaubenssätze, welche zu einer Depression führen oder Ausdruck einer Depression sind.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es zu psychischen Erkrankungen kommt, wenn die Grundsätze negativ oder fatalistisch sind. Der Weg der Heilung ist dann derjenige zu erkennen, dass diese Grundsätze falsch sind und dass ich sie durch positive Grundsätze ersetzen kann, welche wahr sind.
Dies nenne ich den Kampf um die Grundsätze, welcher sowohl emotional als auch intellektuell geführt werden muss. Denn von der Transformation der negativen Grundsätze in positive Grundsätze, welche wahr sind, hängt alles andere ab. Der ganz entscheidende Punkt dabei ist es zu begreifen, dass die negativen Grundsätze das Resultat einer negativen Prägung sind, wohingegen die positiven Grundsätze unserem Menschsein insgesamt entsprechen. Zu begreifen, dass die Grundsätze an sich positiv sind, ist der Königsweg zur Heilung.
Hierbei spielt ein Punkt eine Rolle, welcher in den Philosophischen Beiträgen zur psychischen Gesundheit schon öfter angesprochen worden ist: Sie brauchen für diesen Kampf professionelle Unterstützung! Gerade hier zeigt sich, wie wichtig es ist, eine kompetente psychiatrische und psychotherapeutische Begleitung zu haben. Dies zeigt sich vor allem in zwei Punkten:
1. Unsere eigenen Grundsätze und ihre Auswirkung in unserem Lebenskonzept sind uns in aller Regel unbekannt.
Wir handeln zwar nach diesen Grundsätzen und sie bestimmen unser Lebenskonzept, aber wir wissen in aller Regel nicht, welche dies sind. Es ist auch sehr schwer, dies für sich selbst zu erkennen, eben weil wir auf uns selbst nicht den freien Blick haben, wie auf einen anderen (auch dies war schon mehrfach Thema der früheren Beiträge).
Wenn wir uns dann unserer Grundsätze im therapeutischen Prozess, welcher möglicherweise medikamentös unterstützt werden sollte, bewusst werden, finden wir diese möglicherweise erschreckend und wir können gar nicht glauben, dass diese negativen Grundsätze unsere eigenen waren. Einerseits ist es nicht leicht, dies zu realisieren, andererseits ist es aber noch schwerer, diese zu verändern.
2. Unsere Grundsätze bilden unser Jede Erschütterung derselben betrifft damit unsere ganze Existenz.
Wenn wir erkennen, dass unsere ganze Existenz und praktisch alles, was wir in unserem Leben getan haben, auf falschen Grundsätzen beruht, erschüttert dies unsere gesamte Existenz. Plötzlich wird uns bewusst, wie viele Dinge, die wir uns selbst für richtig erklärt haben, Ausdruck von falschen Glaubenssätzen sind. Dies zu akzeptieren ist nicht leicht. Deshalb brauchen wir an dieser Stelle unseres Lebens die Unterstützung von Experten, welchen wir vertrauen können. Unsere ganze Welt kommt ins Wanken. Dann ist es sehr hilfreich, ein paar professionelle Koordinaten zu haben, an welchen ich mich orientieren kann, auch wenn ich diese möglicherweise im Moment nicht verstehe.
Auch die Bedeutung eines healing environment ist hier nicht zu unterschätzen. Denn Halt kann ich nicht nur durch das Gespräch mit professionellen Therapeuten, Psychiatern oder guten Freunden erfahren, sondern auch durch den Aufenthalt in einer Umgebung, welche mir die Sicherheit gibt, nicht zu fallen, wenn mein Fundament bröckelt um mich so lange zu halten, bis mich mein neues Fundament trägt.
Kategorien: Depressionen Philosophie der psychischen Gesundheit